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Der Futtertisch für hohe Futteraufnahmen – Podcast-Interview von Gusti Spötzl mit Dr. Denise Völker

Futtertisch fuer hohe Futteraufnahmen

Der Futtertisch für hohe Futteraufnahmen - Podcast-Interview von Gusti Spötzl mit Dr. Denise Völker

Das Podcast-Interview führte Milchkuhhalter, Stallbauer und Podcaster Gusti Spötzl.
Hier gelangst du zu seiner Website: Nützliche Ideen und Tipps für den (Um-)Bau deines optimalen Stalls – Podcast (kuhstallbau.com)

Im heutigen Interview spreche ich mit meinem Gast über den Futtertisch für hohe Futteraufnahmen. Es geht dabei nicht nur um geeignete Oberflächen, sondern auch um Hürden beim Außenfuttertisch, Fressgitter oder Nackenrohr und um die Faktoren für hohe Leistungen mit gesunden Kühen.

Höre dir am besten den Podcast an, der Artikel ist gekürzt.

Im Interview:

  1. Milchmengenverlust bei rauem Futtertisch
  2. Sonne und Regen beim Außenfuttertisch
  3. Nackenrohr oder Fressgitter
  4. Hohe Leistungen und gute Tiergesundheit
  5. Stellschrauben für hohe Leistungen
  6. Selektion am Futtertisch

Mein heutiger Interviewgast ist seit 2008 in der unabhängigen Milchviehberatung tätig. Sie steht für einfach aufgebaute Rationen und möchte Fütterungswissen auf die Betriebe bringen. Gesunde Kühe und hohe Leistungen gehören zusammen, wenn man seine Erfolgsfaktoren kennt. Sie ist wahrscheinlich die bekannteste Fütterungsberaterin in der DACH-Region, ich freue mich, dass sie hier ist: Willkommen Dr. Denise Völker!

Gusti: Wir möchten heute über den Futtertisch für hohe Futteraufnahmen sprechen. Wie viel Milchmenge kann ich durch eine raue Oberfläche gegenüber einem glatten und hygienischen Futtertisch verlieren?

Denise: Hier gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen, die eine geringere Futteraufnahme bei einem rauen Boden oder einen durch Rauheit zu stark verschmutzten Futtertisch bestätigen. Man geht dabei von 1 bis 3 kg geringerer Trockenmasseaufnahme aus. Wenn man von einer klassischen Voll-TMR ausgeht, spricht man üblicherweise von 4 bis 6 l Milch, die fehlen könnten. In der praktischen Tätigkeit mit meinen Kunden habe ich anfangs viel Hoffnung in die Sanierung gelegt, den Erfolg auf den Praxisbetrieben konnte ich aber nicht bestätigen. Kühe können so gut riechen, wie Hunde und da stören sie sich durchaus an Schmierschichten und reagieren sensibel darauf. Das ein oder andere kg Trockenmasseaufnahme kann eine Sanierung bringen. Es fallen aber nicht alle Probleme von den Schultern und man müsste in der Fütterung sonst nichts mehr nachjustieren.

Gusti: Wie stark darf der Futtertisch rau werden, bis du sagst: Jetzt muss man dringend handeln?

Denise: Allerspätestens bei einer Verletzungsgefahr! Die Zunge ist ein sehr sensibles Organ. Wenn Löcher da sind oder Steine herumliegen, kann es zu kleineren Verletzungen kommen und da muss man Lösungen finden.

Gusti: Welche Lösungen empfiehlst du für Sanierungen?

Denise: Es sind die klassischen Kunstharz- oder Epoxidharzbeschichtungen oder auch Edelstahlvarianten. Fliesen oder Tröge kennt man eher im südlichen DACH-Raum. Eigene Versuchsreihen habe ich noch nicht betreut. Man kann sich Betriebe anschauen, die bestimmte Lösungen umgesetzt haben.

Gusti: Welche Futtertischoberfläche empfiehlst du für Neubauten?

Denise: Eine klare Empfehlung habe ich nicht, es sollte sich täglich gut abschieben lassen und keine Kanten oder Fugen haben, in denen sich Schmutz ablagern kann. Wie glatt eine Beschichtung ist, kann sich sogar auf die Selektion der Ration auswirken. Für uns ist Futterselektion der unsichtbare Fluch. Wenn man eine sehr glatte und saubere Beschichtung hat, kann bei einer minimal zu trockenen Ration das Kraftfutter noch leichter selektiert werden. Wir haben uns dabei gefragt, wie wir mit den Aspekten umgehen. Man sollte das Fressverhalten beobachten und möglicherweise den idealen TS-Gehalt seiner eigenen Ration anpassen.

Gusti: In manchen Ställen ist der Futtertisch teilweise draußen. Wie schlimm ist es, wenn hin und wieder Regen auf die Ration fällt?

Denise: Fakt ist, dass die Tiere bei Sonnenschein gerne Futter am Außenfuttertisch fressen und wenn es ins Futter eingeregnet ist, wird es nicht mehr gern gefressen. Die Tiere stört also der Regen. Als Betriebsleiter muss ich entscheiden, was meine Ziele sind und wie ich dort hinkomme. Wenn ich beispielsweise mit gesunden Kühen stetig Mitte 30 Liter melken möchte, sind es Stolpersteine auf dem Weg zum Ziel. An dem verregneten Tag sinkt sofort die Futteraufnahme. Das Nacherwärmungsrisiko steigt vor allem im Sommer, wenn es geregnet hat und die Temperaturen bei über 15 Grad liegen.

Gusti: Vielleicht ist der Außenfuttertisch leicht überdacht. Wie stehst du zur Sonneneinstrahlung auf das Futter? An welchen Tageszeiten wäre dies unbedenklich?

Denise: Die TS-Gehalte ändern sich ständig und durch die Sonne trocknet die Ration. Es kommt auch auf die Außentemperaturen an. Die ersten Sonnenstrahlen im März sind gut. Im Sommer dagegen nicht. Steht die Kuh gerne am Fressplatz oder hat sie schon Hitzestress? Aus Fütterungssicht ist es eine Herausforderung, wenn ich die Ration mit 38 % TS hinlege und nachmittags die Ration aufgewärmt ist und 44 % TS hat. Es gibt Herden, die sehr gleichmäßig gefüttert werden. Hier reagieren die Pansenmikroben auf 1 % Unterschied! Das stellen wir immer wieder fest. Es kommt oft zur Diskussion, wenn es um Wasser in der Ration geht. Je gleichmäßiger ein Betrieb füttert, desto deutlicher wird es. Da merkt der Betrieb, dass die Schwankung von 38 % auf 41 % ein Problem darstellen kann. Ein Hilfsmittel für hohe Futteraufnahmen kann das Füttern am Abend sein. Allerdings ist die Umstellung auch eine Hürde.

Gusti: Gibt es aus Fütterungssicht einen Vorteil vom Nackenrohr gegenüber dem Fressgitter oder umgekehrt?

Denise: Einen klaren Vorteil eines Systems sehe ich nicht. Es gibt hier unterschiedliche Untersuchungen. Die einen sagen beim Nackenrohr sind die Kühe flexibler, da schubsen sie sich gegenseitig weg und fressen deshalb weniger. Auf der anderen Seite passen beim Nackenrohr mehr Kühe an den Futtertisch und fressen deshalb mehr. Es ist schon auch ein Glaubenskrieg für beide Seiten. Faktisch kann ich in der Praxis nicht sagen, dass dies ein Grund für schlechte Futteraufnahme ist. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Früher war ich Fan vom Nackenrohr, kann mittlerweile aber auch gut die Entscheidung zum Fressgitter verstehen. Mir ist wichtig, dass man auf die Unfallgefahr achtet. Irgendwo sollte ein Bereich für die Fixierung der Kuh sein.

Gusti: Siehst du Vorteile im schrägen Fressgitter, also wenn es nach vorne geneigt ist?

Denise: Ja, hier sehe ich in der Sicht einen Vorteil, dass wir oft bei alten Nackenrohren und alten Fressgittern Technopathien haben und diese aus Sicht der Tiere natürlich nicht wollen. Hier hilft sowohl das Vorsetzen des Nackenrohrs wie auch ein Schrägstellen vom Fressgitter. Man muss nur beobachten, ob Technopathien vom Fressgitter kommen oder vielleicht bei den Liegeboxen entstehen, bevor man am Fressgitter rumschraubt.

Gusti: Hohe Leistungen und gute Tiergesundheit gehören zusammen ist deine Aussage. Hier gibt es teilweise Skepsis in einigen Betrieben. Was muss dafür erfüllt werden?

Denise: Hier gibt es unterschiedliche Aspekte. Es gibt Regionen, in denen alle auffallen, die nicht 11.500 l melken und in anderen Regionen fallen alle auf, die bereits 10.000 l melken. Es hat weniger mit der Genetik zu tun, sondern vielmehr, wie die Beratung dort vorangeschritten ist und welche Schwerpunkte in den Herden gesetzt werden. Menschen mit dem Vorurteil, dass Herden mit hoher Leistung eine schlechtere Tiergesundheit aufweisen, hatten in der Regel dieses Leistungsniveau bisher noch nicht. Ich musste erst lernen, dass es ein Glaubenssatz ist, der sich stabil hält. Es ist, als würde ich denken: „Bloß, weil ich jetzt anfange einen Marathon zu laufen, tun mir die Knie weh. Ich habe es zwar noch nicht ausprobiert, aber es wird so sein.“ Ich muss mir als Betrieb klarmachen, dass es sich um einen Glaubenssatz handelt. Faktisch kann die Leistung nur steigen, wenn die Kühe fitter und gesünder sind. Es gibt ja Tiere in deiner Herde, die die Leistung bereits schaffen. Die meisten Betriebe haben ja schon einzelne Kühe mit 13.000 l, selbst wenn der Durchschnitt „nur“ bei 9.000 l liegt. An sich geht es nur darum herauszufinden, warum es einzelne Kühe schaffen und andere nicht. Wenn man hier genauer hinschaut, stellt man fest, dass die hohe Futteraufnahme der Einzelkühe für die Gesundheit entscheidend ist. Deshalb ist uns in der Beratung eine hohe Futteraufnahme sehr wichtig, damit sie dann stabil sind. Der Gamechanger aus unserer Sicht ist neben der hohen Futteraufnahme und der melkenden Herde die Trockenstehfütterung.

Da gibt es noch sehr große Gräben. Es gibt ungefähr 1.000 Konzepte auf der Welt. Es gibt auch Betriebe, die denken, sie sind zu klein für eine extra Trockensteherfütterung. Das bremst zudem noch stark aus. Wenn man die Trockensteher dazu bringt, statt 32 l mit 36 l Einsatzleistung im Schnitt inkl. Färsen zu kommen, dann ist man schnell bei 10.000 l und mehr. Solange ich zu wenig Einsatzleistung habe, fehlt mir diese Milch. 1 l Einsatzleistung führt tatsächlich zu 250 l auf die gesamte Laktation. Wenn ich also meine Einsatzleistung um 2 kg erhöhe, steigt die Gesamtleistung um 500 l.

Gusti: Wo siehst du die wichtigsten Stellschrauben für gesunde Kühe mit hoher Leistung? Gibt es hier eine Reihenfolge der Wichtigkeit?

Denise: Tatsächlich steht Futterselektion über allem! Die meisten Betriebe, die bei uns im Training starten, denken sie haben keine Futterselektion. Wenn sie ein paar Wochen dabei sind und auch bei anderen Betrieben sehen, wo die Unterschiede liegen, erkennen sie das Problem. Das gilt sowohl für die melkenden wie auch für die trockenstehenden Kühe. Es bedeutet, dass jede Kuh auch die Ration bekommt, die wir uns überlegt haben. Die gerechnete Ration ist nur 20 % von dem Gesamterfolg wert. 80 % sind auf die Umsetzung vor Ort zurückzuführen.

Gusti: Was sind die deutlichsten Zeichen für Selektion am Futtertisch?

Denise: Ohne großen Aufwand kann man sehen, ob Lochfraß stattfindet und ob das Kotbild einheitlich ist. Das Kotbild ist bei einer Voll-TMR deutlich aussagekräftiger als bei zusätzlichen Gaben von Kraftfutter über das AMS oder Kraftfutterstationen. Der Lochfraß oder Tunnelfraß ist eindeutiger. Wenn man nach 3 Stunden ohne anschieben mal das ein oder andere Loch hat, ist das normal. Wenn jedoch nach 30 Minuten schon an vielen Stellen bis zum Boden durchgefressen wurde, sieht man es.

Wir arbeiten auch intensiv mit der Schüttelbox. Hier haben wir auch unsere Werte mit der Differenz von einer frisch vorgelegten Ration und dem Restfutter. Damit kann man übermäßige Selektion auch ausschließen. Sogar wenn die Schüttelboxergebnisse, das Kotbild und der nicht vorhandene Lochfraß passen, gibt es in einzelnen Betrieben eine Selektion. Nämlich dann, wenn man es am Kuhverhalten sieht.

Im zweiten Teil vom Interview geht es um:

  1. 2- oder 3-Reiher
  2. Tier-Fressplatzverhältnis
  3. automatischer Futteranschieber
  4. Laufgang
  5. Liegebox
  6. Tränken
  7. Meinung zu Kraftfutterstationen
  8. Hitzestress

Hier geht’s zum 2. Teil des Interviews!

Das Podcast-Interview führte Milchkuhhalter, Stallbauer und Podcaster Gusti Spötzl.
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