Skip to content

Einfach Füttern Blog

Wie die Futterumstellung zum Erfolg wird

Futterumstellung - www.kuehe-gesund-fuettern.de

Jeder Milchviehhalter kennt das: Es läuft gerade richtig gut. Die Kühe haben eine hohe Futteraufnahme, sind gesund, haben keine Euterentzündungen und geben viel Milch. Schön wäre es, wenn jetzt nichts dazwischenkommt und es einfach so weiter läuft. Doch der Silostock neigt sich dem Ende zu. Eine Futterumstellung steht an. In der Praxis stehen die Betriebe dann vor der Herausforderung, das Grundfutter so schonend wie möglich zu wechseln. Eine misslungene Futterumstellung führt zum Abfall der Milchmenge und zu gesundheitlichen Problemen. Wie lassen sich deshalb optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Futterumstellung schaffen?


Die Grundfutterumstellung bildet die größte Hürde in der Rationsumstellung. Vor allem, wenn auf eine geringere Grundfutterqualität gewechselt werden muss. Nicht auf allen Betrieben ist es üblich, dass bereits vor Siloanbruch Proben für eine Grundfutteranalyse genommen werden. Häufig ist der Grund, dass Fehlgärungen an der Einstichstelle des Probenstocks befürchtet werden oder dass der Silostock zu hoch ist, um eine repräsentative Probe zu ziehen. Jedoch bleibt ohne Grundfutteruntersuchung zunächst unklar, welche Futterinhaltsstoffe der neue Silostock enthält und in welchen Parametern sich Unterschiede zur aktuell verfütterten Silage ergeben. Eine konkrete Rationsberechnung ist vorab nicht möglich. In diesen Fällen sollte mit Schätzwerten eine neue Ration berechnet werden. Grundlage hierfür ist ein gut geführtes „Silotagebuch“, welches das Profil der geernteten Silage abbildet (Düngung, Wetter, Daten zur Erntetechnik, Häcksellänge, TS-Gehalt etc.). Wichtig ist es, nach Öffnung des neuen Silostocks eine Grundfutterprobe so schnell wie möglich zu verschicken. Das Ergebnis der Silageuntersuchung lässt man sich vom Untersuchungslabor am besten per E-Mail zusenden, damit es schnell vorliegt.
Liegt eine Grundfutteranalyse vor, so lässt sich mit den Zahlen bereits vor der Futterumstellung eine neue Ration rechnen. Wenn die Ration bisher gut lief, sollten die Eckparameter (Futterinhaltsstoffe und TS-Futteraufnahme) der neuen Ration zunächst möglichst konstant zur alten Ration berechnet werden. Weitere Anpassungen können – nach erfolgreich durchgeführter Umstellung – in einem weiteren Schritt vorgenommen werden (veränderte Grundfutteranteile o. Ä.).

Futterumstellung Praxistipps - www.kuehe-gesund-fuettern.de

Anpassungen der Kraftfutterkomponenten

Wenn die vorhandenen Kraftfutterkomponenten angepasst werden sollen, weil z. B. der Harnstoffwert etwas zu hoch liegt, empfiehlt es sich, die Rationsanpassung ebenfalls in kleinen Schritten durchzuführen. Es gibt Herden, die werden so konstant gefüttert, dass sich bereits Veränderungen von 150 g in der Trockenmasse auf die Kühe erkennbar auswirken (meistens zuerst über die Kotkonsistenz sichtbar). Auch für die Anpassung der Kraftfutterkomponenten gelten die Praxistipps (Punkte 3–6, siehe Kasten).
Wird mit Kraftfutterstationen gearbeitet, sollten diese regelmäßig kalibriert werden. Da unterschiedliche Mischfutter auch unterschiedliche Dichten haben, ist eine Eichung der Kraftfutterstation nach Erhalt einer neuen Kraftfutter-Sorte unerlässlich. Die Alarm-Listen müssen regelmäßig ausgewertet werden, um gesundheitliche Probleme rechtzeitig zu erkennen.
Bei der Umstellung auf neue Kraftfutterkomponenten sollte außerdem deren Qualität überprüft und mit der Deklaration abgeglichen werden (z. B. durch eine Untersuchung bei der LKS oder Lufa).

Gruppenwechsel

Auch durch Gruppenwechsel innerhalb der Herde kann es für das Einzeltier zu einer Futterumstellung kommen. Die größte Umstellung ist dabei in der Regel der Wechsel von der Vorbereiterration auf die melkende Ration. Hier hilft eine sorgfältige und genaue Tierbeobachtung. Auch wenn die melkende Ration deutlich kraftfutterreicher und strukturärmer ist, sollten Verdauungsstörungen nicht auf der Tagesordnung stehen. Wenn auffällig viele Tiere nach der Kalbung Probleme mit Verdauungsstörungen haben, sind die Rationen für Vorbereiter und Frischmelker besser aufeinan der abzustimmen. Dafür ist die Kenntnis der TS-Aufnahmen pro Kuh und Tag Voraussetzung.

Futterumstellung Kalender - www.kuehe-gesund-fuettern.de
Futterumstellungen sollten in einem Jahresplaner eingetragen werden. Zusammenhänge lassen sich rechtzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen lassen sich ergreifen.

Das Füttern: eine One-Man-Show

Auf jedem Milchviehbetrieb sollte eine Person die Verantwortung für die Fütterung und vor allem für deren Controlling haben. Das kann der Futtermeister oder der Herdenmanager sein. Fütterungsfehler wirken sich immer direkt auf die Herde aus. Schwankende Milchmengen am Tank von über 2 % sind ein Hinweis auf Unstimmigkeiten im Fütterungsprozess. Auch Abweichungen in den Milchinhaltsstoffen sind Anzeiger für eine fehlende Kontinuität in der Fütterung. Dabei reagieren der Fett und Eiweißgehalt deutlich langsamer als der Harnstoffwert (z. B. durch schwankende Grassilageanteile) oder die Zellzahl (u. a. durch Schimmelbildung im Silostock).
In der Praxis bestätigt sich immer wieder, wenn verschiedene Personen füttern, fehlt die Effizienz im Fütterungsmanagement. Das liegt daran, dass jeder Mensch anders ist und jeder Mensch anders füttert. Sind es mehrere Personen, die füttern, fällt diese fehlende Effizienz im laufenden Betrieb nicht auf. Es tritt bei den Kühen ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Die Herde bleibt hinter ihrem möglichen Leistungspotenzial zurück. Die Ration melkt nicht die erwartete Milchmenge!
Ist das Füttern aber so organisiert, dass im Wochenwechsel zwei Personen füttern, so lässt sich in der Regel schnell erkennen, dass noch Luft nach oben ist. Denn: „Letzte Woche lief es doch anders, und zwar mit der gleichen Ration.“ Besonders problematisch kann sich das auf die Einsatzleistung der Frischabkalber auswirken, wenn sie ungeplant mehr Grassilage in der Vorbereiterphase erhalten haben und sich dadurch das Auftreten von Milchfieberfällen deutlich erhöht.
Wird das Füttern auf einem Betrieb als One-Man-Show organisiert, lässt sich bei guter Schulung die maximale Effizienz im Fütterungsprozess erzielen. Das Ergebnis sind vor allem gesunde Kühe, aber auch motivierte Mitarbeiter und deutlich geringere Futter- und Tierarztkosten.

Futterumstellung Tabelle Grundfutterumstellung - www.kuehe-gesund-fuettern.de
Tabelle: Grundfutterwechsel 1. Schnitt 2016 auf 2. Schnitt 2016 Wie viel Frischmasse Grundfutter muss pro Kuh und Tag gefüttert werden? Dafür muss der TS-Gehalt nach Öffnung des Silostocks direkt gemessen werden, um die Ration anzupassen. Denn Kühe fressen Trockenmasse!

 

Planung ist die halbe Miete

Auf den meisten Betrieben ist Silolagerfläche knapp. Deshalb sollte man sich bereits zu Jahresbeginn eine Zeichnung erstellen, wo welche Silage gelagert werden soll. Ziel ist es, die Anzahl der Futterumstellungen gering zu halten und die verschiedenen Grassilagequalitäten best möglich zu kombinieren. Hierbei sollten die Erntemengen und die Grundfutteranalysen der verschiedenen Schnitte aus den letzten Jahren berücksichtigt werden (siehe Tabelle). Genauso wichtig ist es, das Herdenmanagement bei der Planung zu berücksichtigen. Sind die Melktage immer ähnlich hoch oder habe ich Kalbespitzen? Bei kontinuierlicher Abkalbung benötige ich eine kontinuierliche Futterqualität. Hier kann ein „Sandwichsilo“ mit mehreren Silagen sinnvoll sein, um möglichst über einen langen Zeitraum eine gleichbleibende Qualität zu verfüttern. Für einen Betrieb mit deutlichen Kalbespitzen oder Weidegang ist unter Umständen eine ganz andere Strategie notwendig. Grundsätzlich sollte man sich natürlich auch immer die Frage stellen, ob die genutzten Futterflächen sowohl im Umfang als auch in der Qualität zu meiner Herdenstrategie passen. Flächen mit fragwürdiger Qualität nachhaltig verbessern oder alternativ nutzen? Passen meine Flächen zu dem Ziel, 11.000 Liter Milch pro Kuh und Laktation zu ermelken? Welches Futter möchte ich für meine Trockensteher nutzen? Die geplante Strategie sollte notiert und im Team (mit der Familie und den Mitarbeitern) diskutiert werden. Da es sich um ein dynamisches System handelt, ist es stetig flexibel anzupassen. Wenn der erste Schnitt schon unter der Folie liegt und man weiß, dass der Schnittzeitpunkt in diesem Jahr (zu) spät war, muss dies bereits bei der Planung des 2. Schnitts berücksichtigt werden.

Futterumstellung Silierprotokoll - www.kuehe-gesund-fuettern.de
Ein Silierprotokoll hilft dabei, die Grundfutterqualität im Betrieb kontinuierlich zu verbessern und verschafft einen klaren Überblick.

Futterumstellung Controlling Grundfutterwechsel - www.kuehe-gesund-fuettern.de

Fazit

Eine Ration zeigt ihr vollständiges Potenzial erst, wenn sie 3–5 Monate lang gefüttert wird. Auf Betrieben mit einem konsequenten Fütterungsmanagement trifft der alte Spruch „Pansenmikroben benötigen drei bis vier Wochen, um sich an neues Futter zu gewöhnen“ leider nicht zu. Nach dieser kurzen Zeit lassen sich zwar keine Verdauungsstörungen mehr feststellen oder schwankende Milchinhaltsstoffe. Die maximale Milchmenge ermelkt eine Ration nach drei bis vier Wochen aber selten. Dafür sind mehrere Monate einheitliches Füttern notwendig. Ziel eines Betriebs, der hohe Leistungen anstrebt, sollte es des halb sein, die Futterumstellungen nach guter fachlicher Praxis durchzuführen und die Anzahl der Futterwechsel so gering wie möglich zu halten. Nur so lässt sich das vollständige Leistungspotenzial einer Herde abrufen. Das Füttern in einer One-Man-Show und ein konsequentes Fütterungs- und Grundfuttercontrolling helfen dabei, Rückschlüsse für zukünftige Futterwechsel zu ziehen und die Umstellungsphase den Kühen zu erleichtern (siehe Abbildung). Dass jede Futterumstellung (und sei sie noch so klein) in einem Jahresplaner notiert wird, ist auf erfolgreichen Betrieben selbstverständlich.

Strategiegespräch

Wenn du herausfinden möchtest, welche Stellschrauben du in der Fütterung drehen kannst, damit die Kühe gesund und leistungsfreudig gefüttert werden, bewirb dich bei uns auf ein kostenloses Strategiegespräch!