In der Praxis begegnet man häufig Milchviehhaltern, die unzufrieden mit der Gesundheit ihrer Kühe sind. Nicht selten bleibt auch die Milchleistung der Herde deutlich hinter den Erwartungen zurück und die berechnete Ration melkt nicht die gewünschte Milchmenge. Was lässt sich dagegen machen?
Die Ration wurde möglicherweise schon zweimal durchgerechnet, es wurden mehrere Berater oder Außenstehende um ihre Meinung gebeten, aber es gibt trotzdem Probleme mit der Klauengesundheit, mit unterschiedlichen Kotkonsistenzen oder den (schwankenden) Milchinhaltsstoffen. Zudem lässt sich beobachten, dass die Herde in der Körperkondition auseinanderwächst und der Fellglanz fehlt. In der Beratungspraxis zeigen sich viele Ursachen. Die häufigste Ursache ist allerdings die Herausforderung einer homogenen Mischung am Futtertisch sowie ein fehlendes Controlling.
Homogenität in der TMR
Die frisch ausgefütterte Ration sollte am Beginn, in der Mitte und am Ende des Futtertischs gleich zusammengesetzt sein und nicht nur ähnlich aussehen. Das lässt sich sehr leicht mit einer Schüttelbox überprüfen. Achtung: Bitte darauf achten, dass bei feuchteren Mischungen – wie sie mittlerweile vielerorts gefüttert werden – das Ergebnis verfälscht sein kann. Weiterhin dürfen die Kühe nicht die Möglichkeit haben, das Futter über den Tag hinweg zu selektieren. Das heißt, Restfutter und Frischfutter sollten nahezu die selben Inhaltsstoffe haben. Auch hier kann eine Schüttelbox einen ersten Aufschluss geben. Außerdem können TMR-Analysen bei der Fehlersuche unterstützen. Nur wenn sichergestellt ist, dass jede Kuh oder Färse die gleiche Ration am Futtertisch vorfindet, ist eine Tiergesunde Fütterung möglich. Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt oder an welcher Stelle sie den Futtertisch aufsucht.
Auf den Betrieben ist zu beobachten, dass der Eindruck einer homogenen Mischung sehr subjektiv sein kann (ähnlich wie die Verteilung von BCS-Noten zwischen unterschiedlichen Personen). Deshalb sollte jeder Betriebsleiter ein festes Fütterungscontrolling einführen, das möglichst viele objektive Kriterien für die Mischung festlegt. Neben der Bestimmung der Trockenmasseaufnahme kann es z. B. regelmäßige Kotauswaschungen, Schüttelboxauswertungen und Berechnung des Einkommens nach Futterkosten (IOFC) beinhalten. Dies ist betriebsindividuell jederzeit erweiterbar.
Den Grundstein für eine homogene Mischung in der Ernte legen
Außerdem stolpern viele Milchviehbetriebe über den Ablauf ihrer Grundfutterernte. Homogene Mischungen lassen sich nur mit homogenen Grundfuttermitteln erzielen. Diese müssen nicht nur über eine hervorragende Qualität verfügen, sondern es ist für die Herdenführung auch deutlich einfacher, wenn mit ähnlichen Eckparametern gearbeitet werden kann. So lassen sich Futterumstellungen deutlich leichter managen, wenn die folgende Grassilage über ähnliche TS-Gehalte, Energie- und Rohproteindichten verfügt und die Verdaulichkeit etc. sich ähneln.
Noch wichtiger sind homogene Silagequalitäten in Sandwichsilagen, die in der Praxis häufig aufgrund von Platzmangel angelegt werden. Hier ist es besonders schwierig, eine hohe Mischgenauigkeit zu erzielen, wenn das Material sehr heterogen ist und die Kühe gefühlt jeden Tag eine etwas andere Ration erhalten. So erreichen die Pansenmikroben nie ihre maximale Effizienz und die Herde bleibt stets ein Stückweit hinter ihrem erwarteten Leistungspotenzial zurück. Denn auch Pansenmikroben sind Spezialisten und können nicht „multitasken“.
Fütterungscontrolling deckt Schwachstellen auf
Die Tiergesundheit und damit auch automatisch die Milchleistung lassen sich nur weiterentwickeln, wenn die Fütterung der Kühe rund läuft. Zudem ist ein wichtiges Ziel, die Futterkosten möglichst gering zu halten. Wer sich intensiv mit der Fütterung und der Mischgenauigkeit vor Ort beschäftigt, stellt sehr schnell fest, dass es die vielen kleinen Stellschrauben in der Fütterung sind, die den Unterschied machen. Dabei geht es nicht um die letzten 5 g nXP oder – um auch das amerikanische Bewertungssystem zu berücksichtigen – die letzten 2 % uNDF 240 om. Sondern geht darum, die Ration Tag für Tag an jeder Stelle des Futtertischs gleich vorzulegen. Betriebe, die mit einem Fütterungscontrolling starten, erhalten sehr schnell eine Ahnung davon, wie viel Potenzial sie in den letzten Jahren „verschenkt“ haben. Ob es der Rückschluss ist, die Silostöcke nicht mehr nur zweimal pro Woche aufzudecken, oder ob es die Feststellung ist, dass zwar „gehäckselt“ wurde, aber die Silage sich kaum von einer guten Kurzschnittladewagensilage unterscheidet. Vielleicht lässt sich auch beobachten, dass der Mischwagen neue Messer benötigt oder der Auszubildende aus diesem Jahr deutlich besser füttert als ich selbst.
All das sind wichtige Learnings, die einem Betrieb dabei helfen, die Herde klar zu entwickeln und die Ziele nicht durch Zufall zu erreichen, die man sich zum Jahresbeginn setzt.
In der Vergangenheit hat sich in der Praxis immer wieder gezeigt, dass eine erfolgreiche Fütterung der Milchviehherde ohne ein stringentes Fütterungscontrolling nur nach dem Zufallsprinzip funktioniert und viele Landwirte dann nicht genau wissen, weshalb es vor einem Jahr richtig gut lief, aber aktuell nicht. Da die Futterkosten oft bei über 50 % der Produktionskosten liegen, ist es wichtig, alle Hebel zum Thema Fütterung stets fest in der Hand zu halten. Nur wer die Ursachen für seinen Erfolg kennt, kann ihn wiederholen. Und wenn bekannt ist, weshalb es gerade schlechter läuft, lassen sich solche „Durststrecken“ auch besser überstehen. Dabei ist immer der Fokus auf die Details vor Ort zu legen und sich nicht ablenken zu lassen. Das Ziel sind homogene Mischungen, die zu höheren Trockenmasseaufnahmen führen. Höhere Trockenmasseaufnahmen bieten nicht nur mehr Milch, sondern in erster Linie weniger anfällige und gesündere Tiere. Nur mit gesunden Kühen macht die Arbeit Spaß, die Milchleistung kommt dann von allein!
Mögliche Stellschrauben
- Bereits bei der Grundfutterernte einplanen, welche Silagen zueinander passen. Schnittzeitpunkte kontrollieren. Nichts dem Zufall überlassen!
- Einheitliche Produktionstechnik verwenden. Theoretische Häcksellängen kontrollieren und mit der Ziel-TMR abstimmen. Schwierig ist es z. B. für die Kühe, wenn sie zuerst einen 1. Schnitt mit 6,8 MJ NEL und 32 % mit tHL von 12 mm bekommen und danach der 2. Schnitt folgt mit 0,6 MJ NE, 45 % TS und der mit dem Ladewagen gefahren wurde.
- Trockenmasseaufnahme bei den Kühen (in allen Tiergruppen!) regelmäßig messen und auswerten.
- TS-Gehalte der Grundfuttermittel mindestens einmal wöchentlich und nach Wetteränderung bestimmen und die Rationen anpassen. Kühe fressen Trockenmasse – keine Frischmasse!
- Grassilagen vormischen und Mischzeiten an das Ausgangsmaterial anpassen.
- Aufdeckung der Silagen im Team diskutieren. Gibt es Abdeckungsmöglichkeiten?
Viel Erfolg und gesunde Kühe!
Deine Denise