Neue Silagen. Neue Herausforderungen
In den Herbst- und Wintermonaten stehen die Kühe und ihre Halter häufig vor der Herausforderung, dass nicht nur auf eine neue Maissilage umgestellt werden muss, sondern auch auf neue Grassilage. Wir alle haben in der Ausbildung einmal gelernt, dass die Pansenmikroben 3-6 Wochen für eine solche Futterumstellung benötigen. Die Erfahrung aus über 14 Jahren unabhängiger Fütterungsberatung zeigt allerdings ganz klar, dass dieser Hinweis die Praxis weit verfehlt.
Gerade auf Betrieben, die bereits sehr genau füttern und ein sehr konsequentes Fütterungscontrolling auf ihrem Betrieb etabliert haben, zeigt sich nämlich immer wieder sehr einprägsam, dass die Kühe bzw. ihre Mikroben deutlich länger brauchen. Dabei spreche ich nicht nur von der Trockenmasseaufnahme, die fehlt oder einem Milchverlust, sondern auch von den gesundheitlichen Kollateralschäden. Eine missglückte und deutlich zu schnell durchgeführte Futterumstellung wirkt sich in vielerlei Hinsicht negativ auf die Tiere aus. Unter anderem in Form von Pansenfermentationsstörungen, Pansenacidosen, Ketosen, Euterentzündungen, Sohlengeschwüren, Mortellaro oder spiegelt sich auch in einer verschlechterten Fruchtbarkeitsleistung wider.
Wir machen deshalb in der Zusammenarbeit mit über 30.000 Milchkühen (Stand Okt 2023) immer wieder die Erfahrung, dass die Mikroben mehrere Monate benötigen, um ihre maximale Effizienz zu erreichen, wenn sie aufgrund einer konstanten Fütterung, die Chance dazu erhalten. Nicht selten stellt man auch nach 4-6 Monaten noch Verbesserungen in der Effizienz fest. Aus diesem Grund ist jede Futterumstellung eine Herausforderung für die Herde und den Betrieb, weshalb sie stets kontrolliert durchgeführt werden muss.
5 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Futterumstellung:
- Ein etabliertes Fütterungscontrolling mit den richtigen Kennzahlen und Datenreihen (TMA-Messung allein hilft dir hier nicht).
- Aktuelle Rationsberechnung und Zielration müssen bekannt und steuerbar sein.
- Es muss klar sein, wann welche Silage am sinnvollsten geöffnet wird (Melktage, Vorschub, TS-Gehalte etc. beachten) und welche Anforderungen sie mit sich bringt.
- Eine feste zuständige Person füttert (keine wechselnden Futtermeister während der Futterumstellung).
- Die Futterumstellung erfolgt so langsam wie möglich.
In der Praxis sind nicht fachgerecht durchgeführte Futterumstellungen fast immer der Ausgangspunkt für tiergesundheitliche Probleme, weshalb es wichtig ist sie bis ins Detail zu verstehen und zu planen.
Am Ende ist die Fütterung von Milchkühen durch den Einsatz von unterschiedlichen Grundfutterqualitäten immer wieder eine Herausforderung, weshalb wir davon überzeugt sind, dass Milchviehhalter ihre eigenen Fütterungsexperten sein müssen. Nur so hast du die Möglichkeit morgens um 5 Uhr gute (Fütterungs-)Entscheidungen für deine Herde zu treffen und ärgerst dich nicht über die schlechte Klauengesundheit deiner Kühe, weil die letzte Futterumstellung ungeplant schiefgelaufen ist.
Viel Erfolg mit deiner Grassilage und gesunde Kühe.
Deine Denise