Was beeinflusst das Laufverhalten am Melkroboter?
Das Laufverhalten der Kühe am Melkroboter beschäftigt fast alle Milchviehhalter in der Praxis stark und ist deshalb immer wieder Thema auf den Betrieben. Das Laufverhalten selbst wird durch viele Faktoren beeinflusst. Eine aktuelle Auswertung der eigenen Beratungsbetriebe zeigt, dass die Auslastung der Roboter einen großen Einfluss auf das Laufverhalten der Kühe hat. Hohe Kraftfuttergaben haben dagegen keinen sichtbaren positiven Einfluss auf das Laufverhalten.
Die Annahme, dass Kühe nur bei hohen Kraftfuttermengen gut zum Roboter laufen, ist weit verbreitet und spielt deshalb bei der Einstellung der Kraftfutterkurven vor Ort eine große Rolle. In der Beratungspraxis zeigt sich häufig, dass sehr hohe Kraftfuttermengen am Roboter gegeben werden. Aus tiergesundheitlicher Sicht sind bereits Kraftfutterkurven mit Spitzen von 5 kg bedenklich. Kraftfutterkurven, bei denen die Kühe 7 bis 8 kg Kraftfutter in der Spitze am Roboter bekommen, sind trotzdem keine Seltenheit. Vielen Landwirten sagt zwar das „Bauchgefühl“, dass die hohen Kraftfutterspitzen nicht gut für die Tiere sind, sie haben allerdings zu große Bedenken, ihre Fütterungskurven selbst neu einzustellen.
Kraftfuttermenge hat keinen Einfluss auf das Laufverhalten
In einer internen Versuchsreihe haben wir überprüft, welche Faktoren einen Einfluss auf das Laufverhalten der Kühe am Roboter haben. Dazu haben wir Roboterdaten von 31 Landwirten aus der gesamten DACH-Region ausgewertet. Die ausgewerteten Daten zeigen, dass die durchschnittliche Höhe der Kraftfuttergabe keinen Einfluss auf das Laufverhalten der Kühe hat. Der Anteil nachzutreibender Tiere sank mit der Höhe der Kraftfuttergabe nicht ab.
Kraftfuttermenge am Roboter hat keinen Einfluss auf die Milchmenge
Auch zeigen die Auswertungen, dass bei der Milchmenge ebenfalls kein Zusammenhang zur Höhe der Kraftfuttermenge besteht. Hohe Milchmengen können auch mit geringen Kraftfuttermengen am Roboter erreicht werden. Wir sehen in der Beratungspraxis viele Betriebe, die mit durchschnittlichen Kraftfuttermengen von < 3,6 kg/Tier und Tag 38 Liter pro Tier und Tag melken. Die Anzahl der Kühe am Roboter kann einen Einfluss auf die Milchmenge pro Kuh und Tag haben. Die interne Studie zeigt einen deutlichen Abfall der Milchleistung, wenn mehr als 65 Tiere pro Roboter gemolken werden.
Werden neue Melkroboter auf einem Betrieb installiert, kommen diese häufig mit voreingestellten Kraftfutterkurven oder werden nach Herstellerangaben vor Ort eingestellt, ohne auf die individuellen Gegebenheiten des jeweiligen Betriebs einzugehen. Die Herstellerangaben sind allerdings häufig nicht passend, da jeder Betrieb individuell ist. Die Teil-TMR auf einem Betrieb ist nicht vergleichbar mit der Teil-TMR auf einem anderen Betrieb, da die Grundfuttersilagen und auch die Rationskomponenten unterschiedlich sind. Zudem unterscheiden sich die Betriebe in den stallbaulichen Gegebenheiten z. B. in der Ausgestaltung der Liegeboxen und Laufgänge. Die genannten Punkte haben alle einen Einfluss auf das Laufverhalten (Abb. 1). Die Kraftfutterkurven müssen somit zu den Zielen der Betriebe passen und können nicht für alle Betriebe gleich eingestellt werden.
Laufverhalten wird stark durch die Auslastung beeinflusst
Die Auslastung der Roboter zeigt in der Auswertung einen deutlichen Einfluss auf das Laufverhalten. Eine Beobachtung, die viele Landwirte auch vor Ort machen. Je mehr Tiere am Roboter sind und je geringer die freie Zeit ist, desto mehr Kühe müssen nachgetrieben werden (Abb. 2).
In der Auswertung wird deutlich, dass nur die Auslastung der Roboter einen Einfluss auf das Laufverhalten hat. Eine hohe Kraftfuttergabe hat dagegen weder einen Einfluss auf die Höhe der Milchmenge noch auf das Laufverhalten der Kühe. Es müssen z. B. von Betrieben, die 8 kg Kraftfutter in der Spitze füttern, 8 % der Kühe nachgetrieben werden. Genauso holen aber auch Betriebe mit 4,5 kg Kraftfutter in der Spitze 8 % der Kühe zum Melkroboter.
Ein Blick ins europäische Ausland zeigt zwar, dass es auch möglich ist, mit hohen Kraftfuttermengen am Roboter hohe Milchmengen zu melken. Die Tiergesundheit bewegt sich dabei jedoch auf einem sehr schmalen Grat. Die Landwirte sind bei einem solchen System darauf angewiesen, dass alle anderen Faktoren passen und nichts im Bereich der Fütterung schiefläuft. Die TM-Aufnahme muss konstant hochliegen und Futterselektion darf nicht vorkommen. Sonst gerät das System schnell ins Wanken und negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit sind die Folge.
Unsere Auswertung zeigt, dass die Auslastung der Roboter einen sehr großen Einfluss auf das Laufverhalten der Kühe hat. Eine hohe Kraftfuttermenge pro Kuh und Tag hat auf den teilnehmenden Betrieben dagegen weder einen Einfluss auf die Höhe der Milchmenge noch auf das Laufverhalten der Kühe. Hohe Milchmengen und ein gutes Laufverhalten lassen sich auch mit geringen Kraftfuttermengen am Roboter erreichen. Die weit verbreiteten Bedenken, dass geringe Kraftfuttergaben am Roboter das Laufverhalten der Kühe negativ beeinflussen, sind aus Sicht der Autoren unbegründet. Es bestätigt sich hingegen immer wieder, dass das Fütterungsmanagement inkl. der Rationsgestaltung die größten Auswirkungen hat.
Angst vor der Fütterung
Oft trauen sich die Betriebe nicht, die Kraftfutterkurven selbst zu optimieren, obwohl sie merken, dass die eingestellten Kraftfutterkurven nicht gut funktionieren. Die Kühe zeigen die bereits genannten Klauenprobleme wie Sohlengeschwüre oder Klauenrehe. Die Altmelker werden zu dick oder es kommt zu plötzlichen Milchverlusten, die sich nicht wirklich erklären lassen. In der Beratung ist unser Leitbild: „Kühe haben immer recht“. Es lohnt sich für die Betriebe nach unserer Erfahrung, die Kühe genau zu beobachten und sich intensiv mit den Kraftfutterkurven auseinanderzusetzen. Dabei hilft ein gutes Fütterungscontrolling, das auf die tatsächlichen Erfolgskennzahlen achtet.
Fazit
Eine interne Studie mit 31 Roboterbetrieben aus der DACH-Region hat gezeigt, dass es sich lohnt, die Kraftfutterkurven kritisch zu hinterfragen. Die Studie zeigte, dass die Höhe der Kraftfuttergabe am Roboter keinen direkten Einfluss auf das Laufverhalten und die Milchmenge der Kühe hat. Hohe Milchmengen und ein gutes Laufverhalten können auch mit geringen Kraftfuttermengen am Roboter erreicht werden. Einen deutlichen Einfluss auf das Laufverhalten hat dagegen die Auslastung der Roboter. Je mehr Kühe pro Roboter gemolken werden, desto höher ist der Anteil der Tiere, die zum Melkroboter getrieben werden müssen.