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Trockensteherfütterung – Teure Fehler

Trockensteher

Trockensteherfütterung - Teure Fehler

In der Trockenstehphase werden die Weichen für die nächste Laktation gestellt. Fütterungsfehler während dieser Zeit wirken lange nach.

Jeder Betrieb hat schon einmal erlebt, was es bedeutet, wenn die Trockensteherfütterung nicht funktioniert. Wenn die frisch abgekalbten Tiere mit Milchfieber festliegen, sie Nachgeburtsverhalten zeigen, Ketosen und Labmagenverlagerungen haben oder mit viel zu wenig Milch in die Laktation starten, läuft es einfach nicht rund. Die Betreuung der Frischabkalber wird durch solche Probleme schnell zu einem „eigenen Betriebszweig“, weil sie sehr zeitaufwendig ist. Gleichzeitig bekommen die frisch geborenen Kälber die Folgen zu spüren. In der Regel ist die Biestmilch in Menge und Qualität beeinträchtigt. Die Kälber haben dadurch mit gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. So ist auch hier zeitgleich ein engerer Betreuungsschlüssel notwendig. Die langfristigen Auswirkungen eines unpassenden Trockensteherkonzeptes zeigen sich z.B. durch verschlechterte Fruchtbarkeit, schnellen Milchabfall und fehlende Persistenz bei der Milchleistung. Wenn also die Trockensteherfütterung nicht rundläuft, kostet das den Betrieb nicht nur Zeit und Nerven, sondern vor allem viel Geld.

Notwendige Prophylaxemaßnahmen müssen eingerechnet werden

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In der Praxis muss man in der Regel von 100 bis 500€ pro Ersterkrankung der Kuh rechnen – je nach Schweregrad. Übermäßige Prophylaxemaßnahmen, wie z.B. der systematische Einsatz von Calciuminfusionen sollten in die Kosten einkalkuliert werden. Häufig kommen Sekundärerkrankungen (beispielsweise Labmagenverlagerung nach Ketose oder Euterentzündung nach Ketosen) und somit Folgekosten für weitere Behandlungen hinzu. Bei dieser Kostenkalkulation sind die Arbeitszeitkosten durch die intensivere Tierbetreuung sowie die verringerte Laktationsleistung, die sich an eine (fütterungsbedingte) Erkrankung zum Laktationsstart immer anschließt, noch gar nicht eingerechnet. In der Regel fehlt der Milcherlös für 250 bis 1000kg Milchleistung gerechnet auf die Gesamtlaktation, wodurch sich die oben genannten Kosten leicht verdoppeln. Da es sich um versteckte Kosten handelt, werden sie in der Praxis erfahrungsgemäß deutlich unterschätzt.

Keine Weiterentwicklung möglich

Die fehlende Milchmenge durch Probleme rund um den Laktationsstart ist auf über 60% der Betriebe der Grund dafür, dass sie sich zwar auf einem guten Herdenleistungsniveau befinden, sich aber nicht weiter steigern können und auf der Stelle treten.
Milchviehhalter machen immer wieder die Erfahrung, dass eine steigende Einsatzleistung zu mehr Erkrankungen ihrer Kühe rund um die Kalbung führt. Tatsächlich stellen sie sich deshalb auch immer wieder die Frage, wie denn die optimale Trockensteherfütterung aussieht und welche Faktoren auf einem Betrieb darüber entscheiden, dass die Frischabkalber gesund und leistungsstark in die Laktation starten.

Fakt ist, dass ein Milchkilogramm (Mkg) Einsatzleistung etwa 250 Mkg mehr Milch auf die Gesamtlaktation bringt.

Das bedeutet, wenn die Mehrkalbskuh in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr in den ersten 20 bis 40 Melktagen mit 3 l/Tag mehr startet, hat sie ein in etwa um 750 Mkg besseres Ergebnis am Ende der Laktation bei einer sehr ähnlichen Kostenstruktur. Es ist deshalb unabdingbar, auch die Höhe der Einsatzleistung zu betrachten und nicht nur darauf zu schauen, ob die Kühe gesund und fit in die Laktation starten.

Ob die Höhe der Einsatzleistung aktuell im Sollbereich liegt...

… lässt sich anhand der Vorjahresdaten sehr schnell abgleichen. Dafür betrachtet man die Mehrkalbskühe ab dem dritten Kalb in den ersten 40 Melktagen und schaut, ob die Milchmenge im Vergleich zum Vorjahres-Laktationsstart höher liegt. Gleichbleibende oder gar geringere Startleistungen weisen immer auf ein Problem hin. Bei passender Belegungsdichte in der Trockenstehphase, Lahmfreiheit und ohne Hitzestress ist die Ursache für die verringerte Leistung zu über 90% in der Trockenstehfütterung zu finden.
Der gleiche Abgleich sollte im Rahmen eines guten Fütterungscontrollings in der Hochlaktation erfolgen: Wie verhält sich die Peakleistung der aktuellen Laktation zur Peakleistung der vorherigen Laktation? Auch Probleme der melkenden Kühe in den ersten 100 Melktagen mit der Klauengesundheit, der Fruchtbarkeitsleistung oder mit Euterentzündungen haben ihren Ursprung sehr häufig in der Trockenstehfütterung. Oft verursacht durch zu geringe Trockenmasseaufnahmen, die nach der Kalbung einen zu hohen Körperkonditionsverlust nach sich ziehen.

Qual der Wahl bei den Trockensteherkonzepten

Damit hohe Einsatzleistungen mit gesunden Kühen überhaupt erzielt werden können, benötigen Betriebe ein Trockensteherkonzept, das für sie funktioniert. Dieses muss an den Bedarf der Trockensteher angepasst sein und gleichzeitig hohe Trockenmasseaufnahmen (TMA) ermöglichen. Es gibt ausreichend Studien und Erfahrungswerte, die belegen, dass eine TMA von über 15 kg bis an die Kalbung heran, die Zwangsmerzungsrate der Kühe in den ersten 60 Melktagen gegen null laufen lässt. Selbst wenn Kühe, die gut fressen, mal eine Erkrankung haben, sind sie schneller wieder fit. Rationsfehler werden von gut fressenden Kühen zudem schneller „verziehen“. Hohe Trockenmasseaufnahmen in der Trockenstehphase sind also kein „Kann“, sondern ein „Muss“, wenn man nachhaltig erfolgreich die Tiergesundheit und Milchleistung der Herde steigern möchte.
Für die Betriebe besteht die Herausforderung allerdings häufig darin, das passende Konzept für sich zu finden. Weltweit gibt es unendlich viele Trockensteherkonzepte und die Landwirte sind oft unsicher, welches davon bei ihnen dauerhaft funktioniert. Zu dieser Unsicherheit trägt auch bei, dass häufig das Fütterungscontrolling lückenhaft ist. Dadurch fehlen Informationen zur Situation im eigenen Betrieb. Das erschwert die Wahl.

Welches sind die Erfolgskennzahlen?

Wenn sich ein Betrieb allerdings das Ziel setzt, sich nachhaltig mit seiner Trockensteherfütterung auseinanderzusetzen und ein besonderes Augenmerk auf die wichtigste Tiergruppe des Betrieb zu legen, lässt sich anhand von einfachen Controllingparametern recht schnell herausfiltern, welches die Erfolgskennzahlen der eigenen Herde sind und wie die Ration aufgebaut sein muss, damit sie funktioniert. Dabei startet jeder Betriebs mit eigenen Voraussetzungen: unterschiedliche Grundfuttermaterialien, Silagequalitäten, Milchleistungen und betrieblichen Zielen.
In Gesprächen mit Landwirten zeigt sich beispielsweise oft ihre Unsicherheit in Bezug auf alte Stallgebäude. Natürlich ist es von Vorteil, wenn die wichtigste Tiergruppe mit einem hohen Kuhkomfortniveau in einem neuen Stall untergebracht wird. Das bedeutet aber gleichzeitig nicht, dass es in einem älteren Stallgebäude nicht möglich ist, gesunde Frischabkalber zu halten.

Trockensteher
Das richtige Konzept für Trockensteher führt zu gesunden Kühen und wirtschaftlichen Laktationen.

Viele Rationsberechnungen für Trockensteher scheitern bereits auf dem Papier...

… weil die Eckparameter nicht eingehalten werden und beispielsweise der DCAB-Wert in den eingesetzten Grundfuttermitteln bislang gar nicht untersucht wurde. Die Rationen, die es über das Papier hinaus schaffen, werden sehr häufig nicht in der Menge oder in der Genauigkeit am Futtertisch vorgelegt. Das führt zu Streuungen in den Kalbeverläufen, weil jede Kuh eine andere Ration frisst. Der vermeintliche Fehler lässt sich über eine Rationsänderung in der Berechnung nur schwer abstellen.
Besonders in Hochleistungsherden reagieren die Kühe rund um die Kalbung sehr sensibel auf kleinste Unstimmigkeiten. Es reicht bereits ein Tag warmes Futter in den letzten 5 bis 7 Tagen vor der Kalbung, um die Kühe stoffwechseltechnisch aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie reagieren unter anderem mit Nachgeburtsverhalten, weil sich die Energieaufnahme kurzfristig verändert hat.
Die meisten Betriebe unterschätzen den Einfluss der Fütterung auf die Tiergesundheit deutlich, weil sie davon ausgehen, dass längere Zeiträume nötig sind, um Ungleichgewichte zu schaffen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Und beschleunigt wird der Prozess noch durch eine steigende Milchleistung. Denn höhere Einsatzleistungen wirken wie „Brandbeschleuniger“ auf bereits bestehende Probleme. Deshalb ist es in der Praxis stets sinnvoll, ihre Höhe bewusst zu beeinflussen. Nur belastbare, fitte Trockensteher, die über die Trockenstehzeit ein konstantes Gewicht halten und bedarfsgerecht gefüttert werden, sollten zu hohen Einsatzleistungen gefüttert werden.

Neue Ziele – neue Kennzahlen

Aktuell gibt sich die Wissenschaft damit zufrieden, dass hochtragende Kühe nicht viel fressen. Die Praxis zeigt allerdings andere Ergebnisse, wenn mit den richtigen Rationskonzepten gearbeitet wird. Damit die Kühe bis kurz vor der Kalbung hohe Trockenmasseaufnahmen von über 15 kg schaffen, muss die Energiedichte gering liegen. Zudem stellt sich auch immer wieder heraus, dass viele Ziel- und Richtwerte veraltet sind und die von Betriebsleitern gesetzten Ziele für Hochleistungsherden damit nicht zu erreichen sind.
Die Wachstumsbetriebe haben die alten Kennzahlen überholt und diese müssen deshalb dringend aktualisiert werden. Wir haben hier gute Erfahrungen mit individuell entwickelten Konzepten gemacht.

Fazit​

Damit Hochleistungskühe gesund und fit in eine neue Laktation starten, sind sie auf eine bedarfsgerechte und vor allem zeitgemäße Trockensteherfütterung angewiesen. Dabei muss jeder Betrieb seine eigenen Ziele klar definieren. Nur so kann er heutzutage wirtschaftlich Milch produzieren. Die richtige Fütterung kann sogar bis zu einem gewissen Punkt einige Mängel in Haltung und Management ausgleichen, wenn die Ration von den Kühen konstant in hoher Menge gefressen wird.

Viel Erfolg und gesunde Kühe!

Deine Denise

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