Ärgerst du dich über Probleme bei den Frischabkalbern?
In der praktischen Beratung von Milchviehbetrieben arbeite ich bereits seit über 12 Jahren. Ein Thema, das alle bewegt sind seit eh und je die Frischmelker. Vielleicht kennst du das auch, dass deine Frischabkalber trotz eines Umbaus der Liegeboxen, trotz neuer Wannentränken, trotz einer geringen Belegungsdichte nicht so richtig durchstarten wollen. Du wunderst dich darüber, dass deine Mehrkalbskühe nur selten mehr als 45Mkg in den ersten 30 Tagen erreichen oder ärgerst dich sogar, weil du immer wieder Probleme mit Ketosen kurz nach der Kalbung hast, obwohl die Kühe recht problemlos abgekalbt haben.
Manchmal „kämpft“ ein Betrieb auch mit Festliegern rund um die Kalbung. Probiert vieles aus und hat trotzdem das Gefühl, dass es nicht so richtig rund läuft, weil immer noch viele Kühe kalte Ohren haben. Kranke Abkalber und Frischmelker sind nicht nur sehr arbeitsintensiv, sondern auch mental eine besonders große Belastung für das gesamte Team. Wenn man Angst hat in den Stall zu gehen, weil man befürchten muss, die nächste Kuh liegt fest, macht die Arbeit überhaupt keinen Spaß mehr. Eine große Herausforderung – der man sich nicht selten allein gegenübersieht, weil irgendwie keiner so recht helfen kann. Weder externe Berater, der Tierarzt noch Google.
Der große Mythos Trockensteherfütterung
Tatsächlich ist es nicht immer ganz einfach, die jeweilige Lösung zu entwickeln. Sie muss zu dem Betrieb passen. Außerdem halten sich manche „Mythen“ zur Trockensteherfütterung dank des Internets ewig. Zum Beispiel, dass kleine Betriebe die Trockensteher nicht gut füttern können, weil der Mischer zu groß für die geringe Kuhzahl in der Trockenstehergruppe ist und man 500 Kühe benötigt, um für diese kleine Gruppe genau mischen zu können. Fakt ist, der Mischer ist auch auf einem 500er oder 1000er Kuhbetrieb in der Regel zu groß, um eine genaue Mischung bei den Vorbereitern hinzubekommen. Es gibt also die gleiche Herausforderung auf allen Betrieben und auch kleine Betriebe sollten sie annehmen.
Die „soft skills“ der Ration sind entscheidend!
Neben der Mischgenauigkeit ist auch die Vorlage der Ration entscheidend. Oft scheitern die Kühe nicht an der Rationsberechnung, die jeder Betrieb mit Problemen rund um die Kalbung schon dreimal hat nachrechnen lassen, sondern an der Vorlage. Ist die Ration homogen gemischt? Haben die Kühe die Möglichkeit, Futterkomponenten zu selektieren. Fressen die Kühe die Ration gleichmäßig?
Es ist fatal, wenn die Kühe ihr Futter sortieren können und jede Kuh etwas anderes frisst. Das Ergebnis in der Praxis führt dann zu sehr unterschiedlichen Kalbeverläufen und es lassen sich nur schwer Ansatzpunkte dazu finden, was die Kühe überhaupt haben und welche Änderungen vorgenommen werden müssen.
Daten-Fakten-Erfolgskennzahlen
Ohne Daten kein Erfolg, zumindest kein reproduzierbarer. Wenn ich in der Praxis über „größere“ Baustellen stolpere, dann resultieren diese in der Regel daraus, dass nicht bekannt ist, ob die berechnete Ration zu der tatsächlichen Ration überhaupt passt und ob die Kühe die angenommene Futteraufnahme (in TS) überhaupt erzielen oder weit darunterbleiben. Ebenso können Stoffwechselerkrankungen auftreten, weil die Kühe deutlich mehr fressen als laut Ration angenommen. Die Situation lässt sich deshalb nur einschätzen, wenn die Trockenmasseaufnahmen bekannt sind. Mein Ziel ist es zudem, dass die Kühe bis möglichst nah an die Kalbung ran viel Trockenmasse aufnehmen. Sie sind deutlich stabiler als Tiere, die zu wenig fressen. Mehr als 15kg TMA in den letzten 10-14 Tagen vor der Kalbung sind angestrebt und auch erreichbar. Kühe, die gut vor der Kalbung fressen, fressen auch nach der Kalbung automatisch mehr. So lassen sich Zwangsabgänge deutlich reduzieren, was auch wissenschaftlich bewiesen ist.
Die Trockensteherration – die wichtigste Ration auf deinem Betrieb
Eine Trockensteherration ist die wichtigste Ration auf deinem Betrieb. Hier dürfen keine Kompromisse eingegangen werden! Sie muss bedarfsgerecht sein. Dabei sollten nicht nur die Hauptnährstoffe wie MJ NEL, Rohprotein etc. betrachtet werden, sondern vor allem auch das Zusammenspiel des DCAB-Werts zum Calciumgehalt, um eine gute Milchfieberprophylaxe im Vorfeld zu gewährleisten. Dabei hakt es in den letzten Jahren immer häufiger daran, dass die Kühe bereits im Vorfeld der Kalbung zu lange zu sauer gefüttert werden, weil die DCAB-Werte im Grundfutter sehr niedrig ausfallen. (Siehe auch meinen Artikel aus der Milchpraxis zum DCAB-Konzept).
Eine Trockensteherration zu berechnen ohne dass die tatsächlichen DCAB-Werte aus den aktuellen Futtermitteln bekannt sind, kann zu großen Problemen führen. Deshalb stets darauf achten, dass die Mineralstoffe im Grundfutter und ggf. auch im Stroh und Kraftfutter untersucht werden (auch im Maisschrot kann es zu größeren Schwankungen kommen).
Fazit
Neben einer optimalen Haltung nimmt die Fütterung der Trockensteher einen großen Einfluss auf die Frischabkalber und Frischmelker. Viele Stoffwechselprobleme lassen sich in den Griff bekommen, wenn die Erfolgskennzahlen der Trockensteherfütterung dem Betrieb bekannt sind. Dabei muss der Fokus auf die Trockenmasseaufnahme sowie auf eine geringe Futterselektion gelegt werden. Die Ration muss bedarfsgerecht sein und es darf kein Delta zwischen der berechneten und vorgelegten Ration bestehen. Denn hieraus resultieren in der Praxis die meisten Probleme.
Viel Erfolg und gesunde Kühe!
Deine Denise